Vom Wetter zum Zertifikat: Klimaparameter im Energieausweis

Veröffentlicht am: 12. Mai 2025
Letztes Update: 8. Mai 2025
Team Immobilienwerker
Autor: Team Immobilienwerker

In Deutschland spielt die Witterungsbereinigung bei Energieausweisen eine entscheidende Rolle, um faire Vergleiche zwischen Gebäuden zu ermöglichen. Die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bereitgestellten Klimafaktoren gleichen regionale Temperaturunterschiede aus und sorgen dafür, dass der Energieverbrauch eines Gebäudes unabhängig von Wetterbedingungen beurteilt werden kann.

Diese standardisierte Berechnung basiert auf der Gradtagzahl, bei der die Differenz zwischen Raum- und Außentemperatur in Grad Celsius über einen definierten Zeitraum ermittelt wird. Als Grundlage für alle Berechnungen dient das Referenzklima Potsdam, zu dem die Klimadaten anderer Regionen ins Verhältnis gesetzt werden. Durch diese Methode lassen sich Heizbedarf, Wärmeverluste und der Gesamtenergiebedarf verschiedener Gebäude objektiv vergleichen – unabhängig davon, ob sich diese in den milderen Klimazonen Südwestdeutschlands oder in den kühleren nördlichen Regionen befinden.

factDas Wichtigste auf einen Blick

  • Klimafaktoren ermöglichen die Witterungsbereinigung des Heizenergieverbrauchs in Energieausweisen, wodurch Energieverbrauchsdaten unabhängig von Standort und Jahr vergleichbar werden.
  • Die Berechnung der Klimafaktoren basiert auf Gradtagen (Temperaturdifferenz zur Raumtemperatur von 20°C) mit Potsdam im Jahr 2011 als Referenzklima.
  • Der Deutsche Wetterdienst (DWD) ermittelt Klimafaktoren flächendeckend für Deutschland und stellt sie für über 8.200 verschiedene Postleitzahlgebiete bereit, wobei die Daten monatlich aktualisiert werden.
  • Zur Anwendung kommen Klimafaktoren bei verbrauchsbasierten Energieausweisen, indem der gemessene Verbrauch mit dem entsprechenden Klimafaktor multipliziert wird, wodurch extreme Wettereinflüsse wie kalte Winter oder milde Jahre ausgeglichen werden.
  • Die gesetzliche Grundlage bildet das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das frühere Energieeinsparverordnung (EnEV) und seit 2021 auch die Heizkostenverordnung (HeizkostenV).

Klimafaktoren im Energieausweis: Bedeutung und Zweck

Klimafaktoren sind für Energieausweise unglaublich wichtig, aber kaum jemand weiß genau, warum. In meiner 15-jährigen Tätigkeit als Energieberater erlebe ich immer wieder, dass Hausbesitzer verwirrt sind, wenn ich über Witterungsbereinigung spreche.

Die Wetterbedingungen in Deutschland sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Von der frischen Nordseeluft bis zu den warmen Alpenregionen – das macht was aus beim Heizen!

Definition von Klimafaktoren

Klimafaktoren für den Energieausweis sind Werte, die es ermöglichen, den Energieverbrauch eines Gebäudes unabhängig von Wetterbedingungen zu bewerten. Sie werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) berechnet und flächendeckend für ganz Deutschland zur Verfügung gestellt.

Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei verbrauchsbasierten Energieausweisen, da sie eine standortunabhängige Bewertung ermöglichen. Der sogenannte Klimafaktor ist im Grunde eine Zahl, die die klimatischen Verhältnisse in Deutschland an einem bestimmten Ort im Vergleich zum Referenzstandort Potsdam widerspiegelt.

Wussten Sie, dass es über 8.200 verschiedene Klimafaktoren gibt – für jede Postleitzahl in Deutschland? Das zeigt, wie präzise dieses System ist!

Bedeutung für Energieausweise

Die Bedeutung der Klimafaktoren für Energieausweise kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie bilden das Fundamentstück für faire Gebäudevergleiche.

Stellen Sie sich vor: Ein identisches Haus in Flensburg und in Freiburg. Ohne Klimafaktoren würde das nördliche Gebäude immer schlechter abschneiden, obwohl es vielleicht genauso gut gedämmt ist. Das wär unfair, oder?

Der Wetterdienst stellt diese wichtigen Daten bereit, damit verbrauchsbasierte Energieausweise wirklich aussagekräftig sind. Durch die Anwendung des Klimafaktors werden die gemessenen Verbrauchswerte witterungsbereinigt und auf ein Referenzklima bezogen.

Klimafaktoren sind besonders wichtig, wenn:

  • Gebäude in verschiedenen klimatischen Regionen Deutschlands verglichen werden
  • Energieverbrauchskennwerte verschiedener Jahre gegenübergestellt werden
  • Energieberatung und Sanierungsentscheidungen auf realen Verbrauchsdaten basieren sollen

Zweck der Witterungsbereinigung

Die Witterungsbereinigung hat einen klaren Zweck: Sie soll die Einflüsse extremer Wetterereignisse ausgleichen. Ein besonders kalter Winter würde sonst den Heizenergieverbrauch in die Höhe treiben – ohne dass das Gebäude selbst ineffizienter geworden ist.

Der Deutsche Wetterdienst berechnet Klimafaktoren flächendeckend für ganz Deutschland und ermöglicht so eine faire Bewertung. Diese Witterungsbereinigung ist ein cleverer Trick, mit dem Fachleute den Einfluss der Witterung und des Klimas auf den Energieverbrauch herausrechnen können.

Ich muss dazu eine kurze Geschichte aus meiner Praxis erzählen: Ein Kunde war völlig verwirrt, als sein Energieverbrauch im milden Winter 2020 plötzlich besser war als nach der teuren Dämmung 2019. Erst als ich ihm die Witterungsbereinigung erklärte, verstand er, dass seine Investition tatsächlich wirkte – das Wetter hatte nur die Ergebnisse verschleiert!

Vergleichbarkeit von Energieverbrauchsdaten

Die Vergleichbarkeit von Energieverbrauchsdaten ist ohne Klimafaktoren praktisch unmöglich. Denken Sie nur an die unterschiedlichen Jahre: 2010 war bitterkalt, 2020 eher mild. Wie sollen Sie da den echten Fortschritt Ihrer Dämmmaßnahmen erkennen?

Der Klimafaktor für den Energieausweis sorgt dafür, dass Äpfel mit Äpfeln verglichen werden. Er berücksichtigt sowohl die Temperaturverhältnisse während eines Berechnungszeitraumes als auch die standortspezifischen klimatischen Einflüsse.

RegionTypischer KlimafaktorAuswirkung
Norddeutschland> 1,0Höherer Energiebedarf wird ausgeglichen
Süddeutschland< 1,0Niedrigerer Energiebedarf wird ausgeglichen
Potsdam (Referenzort)1,0Keine Anpassung notwendig

Die Regeln für Energieverbrauchskennwerte sind klar definiert und folgen einem standardisierten Verfahren, das vom Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung festgelegt wurde.

Einfluss der Klimadaten auf den Energieverbrauch

Der Einfluss der Klimadaten auf den Energieverbrauch ist massiv! Ein Gebäude in den Alpen braucht nun mal mehr Heizenergie als dasselbe Gebäude am Bodensee. Diese regionalen Unterschiede können bei identischen Gebäuden zu Verbrauchsunterschieden von bis zu 40% führen!

Die standortbezogenen Klimafaktoren gleichen diese Unterschiede aus. Sie berücksichtigen die klimatischen Verhältnisse in Deutschland und machen so Gebäude in verschiedenen klimatischen Regionen Deutschlands vergleichbar.

Interessant dabei: Der Klimas auf den Energieverbrauch wird nicht nur durch die Temperatur bestimmt. Auch Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Windverhältnisse und Luftfeuchtigkeit spielen eine Rolle. Der DWD nutzt für seine Berechnungen daher hochkomplexe Modelle und den HOSTRADA-Datensatz, der hochaufgelöste Klimadaten für Rasterberechnungen liefert.

Was mich in meiner täglichen Arbeit immer wieder überrascht: Viele Eigentümer wundern sich über unterschiedliche Verbräuche bei identischer Nutzung, ohne die Wetterbedingungen zu berücksichtigen. Mit den Klimafaktoren kann ich ihnen dann zeigen, dass ihre Gebäudeeffizienz konstant geblieben ist.

Berechnung und Anwendung der Klimafaktoren

Die technische Seite der Klimafaktoren ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist das Konzept eigentlich gar nicht so kompliziert, wenn man die Grundprinzipien versteht.

Grundlagen der Berechnung: Gradtagzahl

Die Grundlage für die Berechnung des Klimafaktors bildet die sogenannte Gradtagzahl. Diese beschreibt, wie kalt es über einen bestimmten Zeitraum war – verglichen mit einer gewünschten Innentemperatur von 20 Grad Celsius.

Für jeden Tag wird die Differenz zwischen der mittleren Außentemperatur und der Raumtemperatur (20°C) ermittelt – allerdings nur, wenn die Außentemperatur unter einem Heizgrenzwert liegt (meist 15°C). Diese Differenzen werden dann für den betrachteten Zeitraum summiert.

Der Deutsche Wetterdienst benutzt für die Berechnung der Klimafaktoren flächendeckend für ganz Deutschland genau diese Methode. Die Berechnung basiert auf Gradtagen, also der Temperaturdifferenz zur Raumtemperatur von 20 Grad Celsius.

Ich erkläre das meinen Kunden immer so: „Stellen Sie sich vor, Sie zählen für jeden Tag, wie viel kälter es draußen als in Ihrem Wohnzimmer ist – und dann rechnen Sie das für ein ganzes Jahr zusammen. Das ergibt die Gradtagzahl!“

Referenzklima Potsdam und Klimadaten des DWD

Das sogenannte Referenzklima bezieht sich auf die Testreferenzjahre des Referenzortes Potsdam. Aber warum ausgerechnet Potsdam? Ganz einfach: Die Stadt liegt geografisch betrachtet relativ zentral in Deutschland und weist klimatische Bedingungen auf, die als repräsentativ für das deutsche Durchschnittsklima gelten.

Der Deutsche Wetterdienst stellt die nötigen Klimadaten zur Verfügung. Diese Daten basieren auf langjährigen Messungen an hunderten von Wetterstationen in ganz Deutschland. Für die Berechnung der Klimafaktoren werden die Testreferenzjahre des referenzortes Potsdam mit einem Referenzwert von exakt 1,0 angesetzt.

Was viele nicht wissen: Früher war Würzburg der Referenzort, bevor man zur Novellierung der EnEV 2014 auf Potsdam umstellte. Das führte zu einer kompletten Überarbeitung aller Klimafaktoren.

Die Klimadaten des DWD umfassen:

  • Langzeitaufzeichnungen der Temperaturen
  • Sonneneinstrahlung und Bewölkung
  • Niederschlagsmenge
  • Windgeschwindigkeit und -richtung
  • Luftfeuchtigkeit

Klimafaktoren für Postleitzahlgebiete

Eine der beeindruckendsten Leistungen des Deutschen Wetterdienstes ist die Bereitstellung von Klimafaktoren für jede Zustellpostleitzahl in Deutschland. Das sind über 8.200 verschiedene Werte!

Für jeden Postleitzahlbereich wird ein spezifischer Klimafaktor anhand der lokalen Wetterdaten ermittelt. Diese standortbezogenen Klimafaktoren ermöglichen eine sehr präzise Witterungsbereinigung des Heizenergieverbrauchs.

Der Wetterdienst zur Verfügung stellt diese Daten monatlich aktualisiert bereit. Was für ein Service! So können Energieberater wie ich immer mit aktuellen Zahlen arbeiten.

Die ortsgenauen Klimafaktoren erhöhen die Präzision von Energieverbrauchsausweisen enorm. Ein Gebäude in den Alpen hat ganz andere klimatische Bedingungen als eines an der Nordsee – und genau das wird durch diese detaillierte Aufschlüsselung berücksichtigt.

Anwendung in verbrauchsbasierten Energieausweisen

Die praktische Anwendung der Klimafaktoren erfolgt bei der Erstellung von verbrauchsbasierten Energieausweisen. Diese zeigen den realen Verbrauch nach Klimabereinigung – im Gegensatz zu bedarfsbasierten Ausweisen, die mit theoretischen Berechnungen arbeiten.

Der gemessene Energieverbrauch eines Gebäudes wird mit dem entsprechenden Klimafaktor multipliziert. Das Ergebnis ist der witterungsbereinigte Energieverbrauch, der dann in den Energieausweis auf der Grundlage des Verbrauchs eingetragen wird.

Für die Erstellung verbrauchsbasierter Energieausweise müssen Energieverbrauchsdaten mindestens drei zusammenhängende Jahre abdecken. Je nach Zeitraum sind unterschiedlich viele Klimafaktoren erforderlich:

Benötigte Klimafaktoren nach Verbrauchszeitraum:

  • 36-42 Monate: drei Klimafaktoren
  • 43-54 Monate: vier Klimafaktoren

Bei fehlenden aktuellen Klimafaktoren darf übrigens der jüngste verfügbare Wert verwendet werden – was in der Praxis manchmal eine echte Erleichterung ist!

Gesetzliche Grundlagen: GEG und EnEV

Die rechtliche Basis für die Anwendung von Klimafaktoren bildet das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das 2020 die Energieeinsparverordnung (EnEV) abgelöst hat. Darin ist genau festgelegt, wie der Energieverbrauch nach EnEV witterungsbereinigt werden muss.

Die gesetzlichen Vorgaben schreiben vor, dass bei verbrauchsbasierten Energieausweisen zwingend eine Witterungsbereinigung mittels Klimafaktoren vorzunehmen ist. Die Multiplikation des gemessenen Verbrauchs mit dem Klimafaktor ermöglicht eine standardisierte Vergleichbarkeit – egal wo in Deutschland das Gebäude steht.

Das Verfahren zur Ermittlung der Klimafaktoren ist in den „Regeln für Energieverbrauchskennwerte“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) detailliert festgelegt.

Die Einführung dieser Regelungen war ein wichtiger Schritt, um Energieausweise wirklich vergleichbar zu machen. Ohne die Witterungsbereinigung wären die Aussagen eines Energieausweises praktisch wertlos für überregionale Vergleiche.

Aktualisierung und Bereitstellung der Klimafaktoren

Der Deutsche Wetterdienst berechnet Klimafaktoren flächendeckend für ganz Deutschland und aktualisiert diese monatlich. Das ist ein enormer Aufwand, aber absolut notwendig für aktuelle und präzise Energieausweise.

Die Bereitstellung erfolgt über das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), das die Daten auf seiner Webseite veröffentlicht. Dort können Energieberater und andere Fachleute die aktuellen Klimafaktoren für ihre Region abrufen.

Interessant ist auch: Das BBSR stellt historische Klimafaktor-Tabellen für alternative Berechnungsmethoden bereit. Dies ist besonders wertvoll für die Analyse von Langzeittrends oder bei der Bewertung älterer Gebäude mit historischen Verbrauchsdaten.

Ich persönlich prüfe zu Beginn jedes Monats, ob die neuen Klimafaktoren bereits verfügbar sind. So stelle ich sicher, dass meine Energieausweise immer mit den aktuellsten Daten erstellt werden. Das ist ein kleiner Aufwand, der jedoch die Qualität meiner Arbeit deutlich verbessert.

Witterungsbereinigung nach VDI-Richtlinie 3807

Die VDI-Richtlinie 3807-Blatt1 definiert ein standardisiertes Verfahren zur Witterungsbereinigung von Heizenergieverbräuchen. Diese Richtlinie ist in der Praxis sehr wichtig, da sie ein einheitliches Vorgehen sicherstellt.

Die Witterungsbereinigung unterzogen werden die Verbrauchswerte durch Quotientenbildung von Gradtagen. Konkret werden gleitende 12-Monats-Zeiträume als Quotienten gebildet, um die jahreszeitlichen Schwankungen auszugleichen.

Dieses Verfahren entspricht der VDI-Richtlinie und ist in der Praxis bewährt. Es verhindert scheinbare Energieeffizienzverbesserungen durch milde Winter oder umgekehrt scheinbare Verschlechterungen durch besonders kalte Heizperioden.

Mein Tipp: Wenn Sie die Energieeffizienz Ihres Gebäudes wirklich verstehen wollen, sollten Sie immer auf witterungsbereinigte Werte achten. Nur so können Sie sehen, ob Ihre Effizienzmaßnahmen tatsächlich wirken oder ob nur das Wetter für Veränderungen im Verbrauch verantwortlich ist.

Klimafaktoren in der Heizkostenabrechnung (HeizkostenV)

Seit 2021 finden Klimafaktoren auch in der Heizkostenverordnung (HeizkostenV) Anwendung. Das war ein wichtiger Schritt, um auch hier für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit zu sorgen.

In der Heizkostenabrechnung dienen die Klimafaktoren dazu, den Einfluss der Witterung auf den Heizenergieverbrauch auszugleichen. So können Mieter und Eigentümer besser einschätzen, ob Veränderungen im Verbrauch auf ihr Heizverhalten oder auf Wettereinflüsse zurückzuführen sind.

Die Anwendung erfolgt ähnlich wie bei Energieausweisen: Der gemessene Verbrauch wird mit dem entsprechenden Klimafaktor multipliziert, um einen witterungsbereinigten Wert zu erhalten. Dieser kann dann mit Vorjahreswerten verglichen werden.

Ich erlebe in der Praxis oft, dass Mieter verwirrt sind, wenn trotz gleichen Verhaltens der Verbrauch schwankt. Mit der Erklärung der Klimafaktoren schaffe ich dann oft ein „Aha-Erlebnis“ – plötzlich wird klar, dass nicht der Mieter, sondern das Wetter für die Schwankungen verantwortlich ist.

Unterschiede zu bedarfsorientierten Energieausweisen

Während verbrauchsbasierte Energieausweise mit realen Verbrauchsdaten und Klimafaktoren arbeiten, basieren bedarfsorientierte Ausweise auf theoretischen Berechnungen unabhängig vom Nutzerverhalten.

Der größte Unterschied: Bei bedarfsorientierten Energieausweisen spielen Klimafaktoren eine ganz andere Rolle. Hier werden standardisierte Klimarandbedingungen verwendet, die auf den Testreferenzjahren des DWD basieren.

Unterschiede im Überblick:

Verbrauchsbasierter EnergieausweisBedarfsorientierter Energieausweis
Basiert auf tatsächlichem VerbrauchBasiert auf theoretischer Berechnung
Benötigt Klimafaktoren zur WitterungsbereinigungVerwendet standardisierte Klimadaten
Nutzerverhalten beeinflusst das ErgebnisUnabhängig vom Nutzerverhalten

Bedarfsbasierte Ausweise nutzen theoretische Berechnungen, die auf standardisierten Annahmen beruhen. Dadurch sind sie weniger anfällig für Verzerrungen durch individuelles Nutzerverhalten, spiegeln aber möglicherweise nicht den tatsächlichen Verbrauch wider.

In meiner Beratungspraxis empfehle ich oft beide Ausweisarten zu vergleichen. Große Unterschiede zwischen Verbrauch und Bedarf können auf Optimierungspotenzial oder auf besonders energiebewusstes Verhalten der Nutzer hindeuten.

Praxistipps für Eigentümer und Mieter

Als Eigentümer oder Mieter können Sie die Klimafaktoren nutzen, um Ihren Energieverbrauch besser zu verstehen. Hier einige praktische Tipps:

Betrachten Sie immer den witterungsbereinigten Verbrauch, wenn Sie verschiedene Jahre vergleichen wollen. Nur so können Sie abschätzen, ob Einsparmaßnahmen wirklich wirken oder ob das Wetter für Veränderungen verantwortlich ist.

Wenn Sie einen Energieverbrauchsausweis erhalten, prüfen Sie, ob die Klimafaktoren korrekt angewendet wurden. Bei älteren Ausweisen wurden manchmal vereinfachte Verfahren verwendet, die weniger genau sind.

Nützliche Fragen bei der Analyse Ihres Energieausweises:

  • Wurden aktuelle Klimafaktoren verwendet?
  • Ist der Referenzort Potsdam oder noch der alte Referenzort?
  • Umfasst der Betrachtungszeitraum mindestens drei Jahre?
  • Wurde die Witterungsbereinigung nach aktuellen Standards durchgeführt?

Falls Sie selbst einen Verbrauchsausweis erstellen lassen, bestehen Sie auf die Verwendung aktueller Klimafaktoren für Ihre Postleitzahl. Die Genauigkeit macht einen erheblichen Unterschied in der Bewertung Ihres Gebäudes!

Mein wichtigster Tipp aus der Praxis: Nutzen Sie die witterungsbereinigten Werte, um ein Gefühl für den „normalen“ Verbrauch Ihres Gebäudes zu bekommen. Das hilft Ihnen, ungewöhnliche Abweichungen frühzeitig zu erkennen und auf Probleme wie defekte Heizungen oder undichte Fenster zu reagieren.

Übrigens: Unterschiedliche Bewohnerstrukturen führen ohne Klimafaktoren zu verzerrten Energievergleichswerten. Eine Seniorenwohnung wird anders beheizt als eine Studentenwohnung – doch durch die Witterungsbereinigung können zumindest die klimatischen Einflüsse neutralisiert werden.

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